Wer als Kind gut Rechnen lernt, lernt viel mehr als nur gut Rechnen. Das frühe Erlernen grundlegender mathematischer Kompetenzen ist eng mit der biologischen Reifung des Zentralnervensystems verbunden.
Mathe ist gut fürs Gehirn, das weiß doch jeder. Rechnen können ist von Vorteil – trotzdem hat fast die Hälfte aller deutschen Erwachsenen große Probleme mit einfachen Rechenaufgaben. Wer in der Schule gut in Mathe war, war auf jeden Fall in der Minderheit. Eine „Null in Mathe“ gewesen zu sein, ist dagegen viel mehr sympathische Eigenschaft als soziales Tabu. Warum sind wir alle so schlecht in Mathe?
Und warum weist die IQB Studie seit Jahren jedes Mal schlechtere Ergebnisse für Grundschüler im Fach Mathematik aus? 38 Prozent der Grundschüler in Deutschland haben schlechte Leistungen in Mathe – und die TIMSS Studie bescheinigt ihnen einen Platz hinter Portugal, Polen und Irland. Und das in einer zunehmend digitalisierten Welt, in welcher logisches Denken und mathematisches Verständnis so wichtig sind, für jeden Einzelnen aber auch für den wirtschaftlichen Standort insgesamt.
Fatal ist sicher, dass generationenübergreifend oft vollstes Verständnis für Probleme mit Mathe herrscht. In vielen Familien gibt es für Mathemuffel traditionell mehr Mitleid als Motivation, statt kniffligen Rätseln und kleinen Zahlenspielen im Alltag gibt es ein kategorisches „Ich hab’s auch gehasst, da musst du nun einmal durch.“
Eine geradezu tragische Tradition, denn die Entwicklung unsere kognitiven Fähigkeiten geht, genauso wie die unserer motorischen Kompetenzen, mit der Entwicklung des Zentralen Nervensystems einher – schon im Alter von drei bis sieben Jahren. In dieser Zeit entwickelt sich erstes abstraktes Denken – und Kinder welche hier die richtigen Anregungen für ihre Entwicklung bekommen, haben es dann mit Mathe viel leichter in der Schule. Und werden eventuelle Probleme erst später, in der 2ten oder 3ten Klasse erkannt, ist oft schon viel wichtige Entwicklungszeit vergangen und viel Leid und Frust bei Kindern wie Eltern entstanden.
Kinder brauchen kognitive Herausforderungen genauso wie den Spielplatz: ohne ein weitverzweigtes „Klettergerüst im Kopf“ wird es später viel komplizierter, durchs Leben zu klettern.