Praktisches Lernen zu Hause und in der Schule.
Maria Thon
Geschäftsführerin der BayWa Stiftung
Essen lernen kann jeder – welche Ausprägung das Ernährungsverhalten im Laufe des Lebens nimmt, hängt jedoch von vielen Faktoren ab. Entscheidende Weichen hierfür werden bereits in den ersten Lebensjahren gestellt. Geschmacksinn, Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen werden meist ein Leben lang beibehalten.
Immer mehr übergewichtige Kinder
Der Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen kommt eine Schlüsselrolle zu, denn in Kindheit und Jugend entwickeltes Übergewicht wird oft ein Leben lang beibehalten. Krankheiten, die früher erst bei Erwachsenen oder im hohen Alter auftraten, sind heute bereits bei Kindern festzustellen wie zum Beispiel Typ-2-Diabetes. Laut der KiGGS-Studie des Robert Koch Instituts hat sich die Zahl der übergewichtigen Kinder in den letzten 30 Jahren um 50 % erhöht, die Zahl der Kinder mit Adipositas sogar verdoppelt. Rund ein Drittel aller Sechs- bis Vierzehnjährigen in Deutschland frühstückt nicht vor Schulbeginn. Dass sich die Kinder dann im Unterricht nicht konzentrieren können ist eine logische Folge. Fehl- und Mangelernährung ist für zahlreiche chronische Erkrankungen in den Industriegesellschaften mitverantwortlich. Deshalb ist es umso wichtiger Defizite im Ernährungsverhalten bereits im Kindesalter anzugehen. Wie kann das konkret aussehen?
Mit gutem Beispiel vorangehen
Ernährungsgewohnheiten und Essverhalten werden maßgeblich im Elternhaus geprägt.
Eine frühzeitige Wissensvermittlung über eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um das Essverhalten der Kinder positiv zu beeinflussen. Eltern können dabei mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Kinder bei Ernährungsentscheidungen mit einbeziehen. Gemeinsames Kochen hilft den Kleinen beispielsweise eine positive Beziehung zu Lebensmitteln aufzubauen.
Mahlzeit = Familienzeit
Auch wenn alle unter Termindruck stehen – das gemeinsame Essen ist von zentraler Bedeutung. In Gesellschaft schmeckt es gleich besser und nebenbei lernen Kinder von den Eltern die Esskultur und Tischsitten. So wird nicht nur das Essverhalten positiv geprägt, auch die wertvolle Familienzeit hat seinen festen Platz im Alltag.
Auf Entdeckungsreise gehen
Eine ausgewogene Ernährung ist bunt und vielseitig. Kinder sind Entdecker. Bezieht man sie in Speisenplanung, Einkauf und Zubereitung mit ein, erreicht man eine höhere Wertschätzung beim Essen und weckt Neugier. Als Fingerfood, gerieben, gekocht, gebraten oder püriert – Gemüse lässt sich auf viele Arten zubereiten. Möglich, dass dem Kind die Möhre gekocht nicht schmeckt, als roher Stick aber schon. Bei unseren Ernährungs-Aktionstagen an den Schulen, merken wir immer wieder: Kindern macht das Dippen besonders viel Spaß. Zum Beispiel ein Kräuterquark mit verschiedenen Gemüsesticks ist sehr beliebt.
Gerade Selbermachen und Erleben bleibt bei den Kindern nachhaltig im Gedächtnis. Der eigene Anbau und die Pflege von Kräutern oder einem eigenen Gemüsebeet ist ein Abenteuer für Kinder. Dabei lernen sie woher unsere Lebensmittel kommen. Und: Das selbst geerntete Gemüse schmeckt doch am besten!
Ernährungsbildung in der Schule
Nicht nur das Elternhaus auch die Schule hat einen prägenden Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Kinder. Durch den Ausbau der Ganztagsschulen immer mehr. Ernährungsbildung erfolgt somit nicht nur zu Hause, sondern auch im Unterricht, in der Mensa und am Schulkiosk. Diesem Thema kommt mehr und mehr Relevanz bei, doch es gibt noch viel zu tun. Der Trend in der Ernährungsbildung geht weg von der reinen Wissensvermittlung und hin zum erlebnisorientierten praktischen Unterricht. Dabei unterstützen wir die Grundschulen mit Schulgärten und Unterrichtsmaterialien, die auf den aktuellsten Ernährungsempfehlungen beruhen. Für Lehrer bieten wir Fortbildungen zum Einsatz des Lehr- und Aktionsbuch „Der Ernährungskompass“ im Unterricht an. Gemeinsam können wir es schaffen der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken. Weitere Informationen unter www.baywastiftung.de