Fabio ist acht Jahre alt. Ein lebenslustiger, sportlicher, mitfühlender Junge. Blond, quirlig, süß – und schwer krank. Im Interview erzählen Fabio (F) und seine Mutter Katja Baldauf (KB) über das Familienleben nach der Diagnose Krebs.
Frau Baldauf, die Diagnose kam aus heiterem Himmel. Bitte erzählen Sie von dem Tag, der alles veränderte.
KB: Das war im Juli 2018. Wir waren auf dem Weg in den Urlaub nach Italien und machten einen Zwischenstopp bei der Oma, die in der Nähe von Ulm wohnt. Dort bekam Fabio plötzlich Nackenschmerzen und konnte seinen Kopf nicht mehr bewegen. Ich dachte, dass er einen Zug abbekommen hatte und dadurch einen steifen Nacken hatte. Doch ich wollte es lieber abklären lassen, bevor wir in Italien einen Arzt aufsuchen müssten, sollte es doch schlimmer werden. Ein paar Stunden später standen wir dann in der Kinderonkologie. Ich war mir sicher, dass es sich um einen Irrtum handelte und gleich ein Arzt hereinkommt, der sagt, es sei nur ein harmloser Infekt.
War es aber leider nicht.
KB: Nein, wir bekamen die Diagnose Leukämie.
Wie sind Sie damit umgegangen?
KB: Zuerst kommt der Schock, dann die Angst und schließlich setzt eine Art Funktionsmechanismus ein: Du musst für Fabio stark sein. Zeit für Tränen bleibt nicht.
Wie ging es dann weiter?
KB: Dann ging alles sehr schnell. Fabio und ich gingen kurz nach der Diagnose ins Krankenhaus und blieben dort auch fast ein Jahr, während mein Mann mit meiner Tochter Lisa zu Hause versuchte, den Alltag so normal wie möglich zu gestalten.
Und wie ging es dir im Krankenhaus, Fabio?
F: Es war okay. Ich hatte Mama und Pinguinchen, mein Wärmtier. Mein Pinguinchen hatte ich immer fest im Arm und Mama hat meine Hand gehalten. So war ich nie allein.
Was war besonders doof?
F: Der Saft, von dem ich immer brechen musste. Und mich nerven die Tabletten, aber ich ziehe das durch.
Wenn du jetzt an deine Krankheit denkst, wie erlebst du sie?
F: Ich hoffe, dass ich bald die Glocke läuten kann.
Was meinst du damit?
F: Bei der Stiftung in Erfurt gibt es eine Glocke, und wenn die Krankheit vorbei ist, darf man die läuten – darauf freue ich mich schon so doll. Dann ist es endlich vorbei. Ich weiß auch, dass die Monster zurückkehren können, aber ich hoffe so, dass ich meine für immer verscheucht habe.
Ich liebe alles, was Räder hat, und ich durfte mir bei Kinderträume etwas wünschen. Und da habe ich mir meinen größten Traum gewünscht: ein Quad. Das hat mir ganz viel Kraft gegeben durchzuhalten, denn je früher ich aus dem Krankenhaus kam, desto schneller konnte ich wieder Quad fahren. – Fabio
Wie hat sich Ihr Familienleben verändert?
KB: Wir leben von Tag zu Tag. Früher hätten wir gesagt: „In zwei Wochen gehen wir wandern.“ Heute sagen wir: „Wir gehen morgen wandern.“ Die Prioritäten haben sich einfach verschoben. Waren früher Arbeit und Geld sehr wichtig, ist es heute nur die Zeit, die zählt – und die genießen wir in vollen Zügen. Das gibt uns Kraft. Aber auch Fabio selbst. Er beweist so eine große Stärke, ist durch alle Höhen und Tiefen gegangen und hat sich nie unterkriegen lassen – unser kleiner Kämpfer.
Fabio, dir wurde ein Wunsch vom Kinderträume e. V. Berlin erfüllt. Was hast du dir gewünscht?
Ich liebe alles, was Räder hat, und ich durfte mir bei Kinderträume etwas wünschen. Und da habe ich mir meinen größten Traum gewünscht: ein Quad. Das hat mir ganz viel Kraft gegeben durchzuhalten, denn je früher ich aus dem Krankenhaus kam, desto schneller konnte ich wieder Quad fahren.
Beim Arzt gibt es eine Glocke, und wenn die Krankheit vorbei ist, darf man die läuten – darauf freue ich mich schon so doll. – Fabio
Für leuchtende Kinderaugen
Der Verein Kinderträume e. V. aus Berlin wurde im Mai 1997 gegründet. Ziel: Lebensbedrohlich erkrankten Kindern und Jugendlichen durch die Verwirklichung ihrer sehnlichsten Wünsche und Träume neue Kraft und neuen Lebensmut zu schenken.
Aus einem herbeigesehnten Traum entsteht unglaubliche Kraft. Diese Freude und positive Energie spornt junge Menschen an, durchzuhalten und gibt ihnen ein Ziel. Was das für ein junges, massiv bedrohtes Leben bedeutet, ist in der Tat unbeschreiblich. Was darum über das Handeln und Wirken zu sagen ist, ist: Es geht nicht um falsche Hoffnungen. Es geht nicht um irgendein Geschenk. Es geht um das Vertrauen in eine Welt, in der das Unmögliche manchmal doch möglich wird – und die den Kindern und ihren Angehörigen sagt: Was für den kleinen Lebenstraum gilt, das gilt vielleicht auch für den großen. Dafür wollen wir gemeinsam kämpfen!
Informationen
Erfahren Sie mehr über den Verein Kinderträume e.V. auf der Website www.kindertraeume.de
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Kinderträume e.V.
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