Sie stellen fest, dass ihre Kinder nachts nicht mehr trocken sind und in den Pyjama machen. Häufig ist der erste Gedanke, dass der Grund dafür Schulangst sein muss. Doch die Ursache liegt meist ganz woanders.
Wenn die schulpflichtigen Sprösslinge noch regelmäßig einnässen, wird es spätestens bei Klassenfahrten, Tagesausflügen und Co. problematisch. Dabei ist es wichtig, zwischen einer bestehenden Inkontinenz und einem aktuellen Problem mit der Regulierung des Wasserlassens zu unterscheiden.
Doch auch heute ist Inkontinenz immer noch ein Tabuthema – auch wenn Kinder betroffen sind. Und so führen die Eltern oft fälschlicherweise das Einnässen auf psychische Probleme zurück. Dabei ist das Einnässen beim Schulkind noch sehr häufig – und oft keine besorgniserregende Angelegenheit.
Als Experte für Kinder- und Jugendmedizin der Deutschen Kontinenz Gesellschaft rät Dr. Martin Claßen, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Links der Weser, den Eltern betroffener Kinder:
Achten Sie auf die Trinkgewohnheiten Ihres Kindes! Bedingt durch den geänderten Tagesablauf trinken viele Erstklässler zu wenig. Dadurch kann es zu Entwicklungsverzögerungen der Blase kommen. Wird die Flüssigkeitszufuhr dann abends nachgeholt, ist die Folge eine Überlastung der Blase. Das Getrunkene wird nachts wieder ausgeschieden, Bettnässen wird begünstigt.
Verschaffen Sie sich einen Überblick über das Toilettenverhalten! Häufig sind hier erste Hinweise auf die Ursache zu finden. So ekeln sich viele Kinder vor den fremden Toiletten und ändern ihre Gewohnheiten.
Führen Sie dazu gemeinsam mit dem Kind ein Protokoll, in dem Sie gemeinsam aufschreiben, wie viel Ihr Kind trinkt und wann es zur Toilette geht. Dies schafft auch ein Bewusstsein für die Notwendigkeit, Flüssigkeit regelmäßig aufzunehmen und auszuscheiden. Eine Vorlage finden Sie auf der Website der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.
Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Kind zum Kinderarzt zu gehen! Sie vermitteln dadurch Ihrem Kind, dass Sie es ernst nehmen und es sich nicht schämen muss. Nur durch fachgerechte medizinische Untersuchungen können urologische, neurologische und psychiatrische Ursachen ausgeschlossen werden.
Die Untersuchungen sind für Ihr Kind nicht schmerzhaft und ermöglichen eine gezielte Diagnostik und eine erfolgreiche Behandlung. Falls nötig, wird Ihr Kind dann vom betreuenden Arzt zu Spezialisten überwiesen.