Wie sag ich’s meinem Kinde? Sexualpädagoge Tom Scheel erklärt, wie man mit Jugendlichen über Sexualität, Empfängnisverhütung und Geschlechtskrankheiten spricht.
Tom Scheel
Sexualpädagoge im Centrum für sexuelle Gesundheit, Rostock.
Herr Scheel, in welchem Alter sollte man eigentlich mit Jugendlichen über Sexualität sprechen?
Sobald Jugendliche in die Pubertät kommen, tauchen immer neue Fragen auf. Die sollten so früh wie möglich beantwortet werden.
Was sollten Jugendliche wissen?
Vor allem, dass Sex immer eine selbstbestimmte Entscheidung sein muss, wie sie sich vor Schwangerschaft und Infektionen schützen und an wen sie sich bei Problemen wenden können. Und natürlich sollten sie wissen, was an ihrem Körper so dran und was drin ist und wie es funktioniert. Sexuell übertragbare Infektionen sollten bei der Aufklärung nicht im Vordergrund stehen.
Und wofür interessieren sich die jungen Leute selbst?
Die meisten Fragen haben ganz konkret mit Liebe, Beziehungen und Sexualität zu tun: Wie tickt das andere Geschlecht? Bin ich normal, wenn ich schwul bin, viel wichse oder Pornos sehe? Nach Empfängnisverhütung fragen leider meist nur die Mädchen. Auch nach Infektionen wird gefragt, vor allem nach HIV. Immer häufiger spielt sexuelle und geschlechtliche Vielfalt eine Rolle.
Was ist die wichtigste Botschaft, wenn es um HIV und Geschlechtskrankheiten geht?
Lass dir den Spaß am Sex nicht durch Angst vor Krankheiten versauen! Es gibt Schutzmöglichkeiten. Trotzdem kann es einfach vorkommen, dass man sich mit etwas ansteckt. Wenn es passiert ist, geh zum Arzt! Denn sexuell übertragbare Infektionen sind gut behandelbar, die meisten heilbar.
Stichwort: voll peinlich. Wer sollte die Themen eigentlich am besten vermitteln?
Die Eltern wären ideal, aber das Gespräch mit den eigenen Kindern über Sexualität ist oft heikel. In der Schule sollten die Fakten vermittelt werden. Für die sensiblen Themen ist es hilfreich, sich sexualpädagogische Fachleute in die Schule zu holen, zum Beispiel von den Aidshilfen.
Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, gesund zu bleiben?
Indem sie offen für Gespräche sind und alle Bedürfnisse, Ängste und Fragen ernst nehmen. Ohne Bewertung oder Verurteilung. Man kann durchaus auch Infomaterial oder Kondome zu Hause liegen haben. Am besten erinnern sie sich daran, wie es bei ihnen selbst war in dem Alter.
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