Unsere Kinder wachsen heute in einer schnelllebigen Welt auf, die ihnen durch Globalisierung und Digitalisierung so manche Türen öffnet, jedoch auch schon sehr früh viel abverlangt.
Prof. Dr. Ingeborg Krägeloh-Mann
Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
Bedingt durch unseren modernen Lebensstil sehen sich Eltern und Kinder mit immer neuen Herausforderungen und Problemen auch für die Gesundheit konfrontiert.
Besonders intensiv ist die Phase der „Pubertät“ – das klingt für viele wie eine Krankheit, und den Betroffenen selbst ist es meist extrem unangenehm, wenn über diese aufreibende Entwicklungsphase gesprochen wird. Dies führt häufig zu einer schlechten Kommunikation zwischen Eltern und Kind, wodurch sich auch die Dynamik der ganzen Familie verändern kann. Hinzu kommt, dass Jugendliche in der Pubertät meist besonders sensibel sind, was wiederum viele Eltern schnell verunsichert.
Umso wichtiger ist es, das Thema Jugendmedizin als einzelnen Bereich zu betrachten, sodass wir uns dem eigentlichen Patienten noch gezielter zuwenden können: Eltern sind hier häufig allenfalls noch Begleiter, und oft kommen die Jugendlichen allein in die Sprechstunde.
Der Blick auf Vorgänge im eigenen Gehirn vermag auch manchem Jugendlichen zu helfen, das eigene Verhalten besser zu verstehen.
In vielen Kinderarztpraxen gibt es spezielle Jugendtermine (was sich auch im Wartezimmer zeigt, wo zu diesen Zeiten nicht die Babys und Kleinkinder dominieren). Hier ist der Teenager sowohl mit akuten Problemen als auch zur Vorsorgeuntersuchung gut aufgehoben, zum Beispiel zur von den Krankenkassen übernommenen „Jugendgesundheitsuntersuchung“. Diese sogenannte „J 1“ greift typische Gesundheitsprobleme von Zwölf- bis 14-Jährigen auf. Das Spektrum reicht von Hautproblemen, Körpergewicht, Sorgen und Stress, körperlicher Entwicklung, Sex, Problemen in Familie und Freundeskreis bis zu Drogen und Alkohol. Vertraulich natürlich, denn hier gilt grundsätzlich die ärztliche Schweigepflicht. Manche Kassen übernehmen eine weitere Vorsorgeuntersuchung im Jugendalter („J 2“), die besonders auf die Belange der 16- bis 17-Jährigen zugeschnitten ist.
Aus Sicht der Neuropädiatrie ist der Altersabschnitt der Jugend und Pubertät besonders spannend. Das Gehirn hat die längste Entwicklungs- und Reifungsphase im Vergleich der Organentwicklung. Auch in der Jugend und Pubertät ist die Gehirnentwicklung noch in vollem Gange – hier bilden sich die komplexen Netzwerke aus, die wir für zielgerichtetes Handeln, strategische Planung, aber auch für unsere emotionale, für unsere Selbst-Kontrolle brauchen. Der Blick auf Vorgänge im eigenen Gehirn vermag auch manchem Jugendlichen zu helfen, das eigene Verhalten besser zu verstehen: schwankende Gefühle, impulsive Reaktionen, das Nicht-Passen oder Nicht-Dazugehören.
Alles in allem gilt es in dieser Phase, rechtzeitig auch heikle und unangenehme Themen anzusprechen. Das Wissen um die eigenen Bedürfnisse, die Unterstützung durch andere und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sind eine gute Grundlage für die eigene Lebensgestaltung!
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