Kinder spielen. Kinder spielen mit Autos, mit Puppen, mit Tannenzapfen und Blättern, sie spielen Familie, Feuerwehr oder Memory. Kinder spielen laut Erziehungspädagoge Zimpel in den ersten sechs Jahren ihres Lebens ca. 15.000 Stunden, das sind ungefähr sieben Stunden täglich. Zum Glück tun sie das! Ein Plädoyer fürs freie Spiel.
Spielen ist für Kinder Lernen, Entwicklung, sich die Welt aneignen. Dies erkannte bereits vor 200 Jahren der Vater des Kindergartens Friedrich Fröbel. Vor allem ist Spielen eine Strategie der Selbstbildung von Kindern. Wenn Kinder sich ihre Spielinhalte suchen, um im Spiel zu verarbeiten, was für sie gerade wichtig ist und was gerade zu ihrer Entwicklung gehört und passt, dann nennt man das freies Spiel. Über das Sinnhafte im Spiel entscheidet das Kind selbst und es erschließt sich dem erwachsenen Beobachter oft nur bedingt.
„Wir verstehen kindliche Bildung als einen Prozess, der sowohl das Entwickeln sozialer und emotionaler Kompetenzen als auch das Ausbilden motorischer, sprachlicher und kognitiver Fähigkeiten umfasst. Diese Bildungsprozesse vollziehen sich bei Kindern vor allem im Spiel. Die Verantwortung unserer pädagogischen Fachkräfte liegt darin, die räumliche Umgebung und vor allem die Interaktionen so zu gestalten, dass Kinder vielfältige Erfahrungen machen können“, erläutert Jule Marx, Leiterin der Abteilung Pädagogik und Qualitätsentwicklung bei FRÖBEL.
Im Kindergarten ergibt sich durch die Gemeinschaft mit anderen Kindern, in der Fachwelt ‚Peers‘ genannt, die Möglichkeit für ganz besondere soziale Lernmomente im Spiel. Beim gemeinsamen Spiel muss man sich absprechen, auf Themen einigen, Rollen und Aufgaben verteilen. Regeln müssen festgelegt und verhandelt werden. Ganz automatisch lernen Kinder dabei, sich auch in die Perspektive des Anderen zu versetzen. Manchmal gibt ein Kind die Idee vor und kann ein anderes begeistern, in der nächsten Spielsituation ist es wieder umgekehrt. Die Aktivität des Spielens im Kindergarten hat durch die große Gruppe von Kindern einen ganz besonderen Reiz.
Neben der Vielzahl anderer Kinder, gibt es im Kindergarten noch weitere Faktoren, die Kindergärten zum idealen Spielort machen. So schafft es zum Beispiel eine pädagogisch überlegte, anregende Umgebung Kinder zum Spielen zu animieren. Es gibt Bereiche mit kleinen Sitzecken, Kostümen, Tüchern und Hüten, die vielfältig für das Spiel genutzt werden können. Auch bewegliche Polster und Stellwände ergänzen die Spielideen von Kindern. Und auch der Bau- und Konstruktionsbereich sowie das Außengelände sind ideale Orte zum Spielen. Entscheidend ist, dass Kinder Dinge vorfinden, die sie für verschiedenste Szenarien verwenden können und auch dürfen.
Kompetente pädagogische Fachkräfte beobachten Vorlieben, Interessen und Bedürfnisse von Kindern, verfolgen ihr Spiel und halten sich dabei weitestgehend im Hintergrund, um die Spielaktivität von Kindern nicht zu stören. Aufgrund der Beobachtungen erkennen Fachkräfte beispielsweise, an welchen (Bildungs-)Themen die Kinder gerade interessiert sind. Sie erweitern auch das Spiel von Kindern, indem sie Material anbieten oder Ideen einbringen: „Wenn ihr Tierärzte seid, braucht ihr auch Verbände für die Tiere?“. Oder: „Im Restaurant wird die Bestellung immer notiert. Ihr könnt euch auch Stift und Zettel holen.“. Pädagogische Fachkräfte unterstützen auch, indem sie bei Bedarf an Spielsituationen teilhaben und beispielweise eine vermittelnde Rolle übernehmen. Selbstverständlich ist es auch ihre Aufgabe, auf ausgrenzendes und diskriminierendes Verhalten von Kindern zu reagieren.
Wenn Kinder am Abend sagen, dass sie den ganzen Tag gespielt haben, dann meinen sie damit: Ich habe meine sozialen Kompetenzen erweitert, ich war kreativ, ich habe meine motorischen Fertigkeiten weiterentwickelt, meinen Wortschatz ausgebaut und mein Konstruktionswissen erhöht. Also: Lassen wir die Kinder spielen!
Literatur: Zimpel, André Frank (2014). Spielen macht schlau! Warum fördern gut ist, Vertrauen in die Stärken Ihres Kindes aber besser. Gräfe und Unzer: München.
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