„Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung …“ So normiert es die UN-Kinderrechtskonvention.
Thomas Krüger
Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes
Doch die Lebenswirklichkeit sieht anders aus. Schon im Grundschulalter sind viele Kinder mit Schule und Hausaufgaben, mit Nachhilfestunden und Musikunterricht, mit Ballett- und Fußballtraining in enge Zeitkorsetts gepackt und haben zu wenig Freiraum für freies Spielen und Entdecken.
Selbst das Spielen im Freien unterliegt viel zu häufig festen Verabredungen und Regeln
Besonders das Spielen draußen im Freien und mit Freunden kommt bei zu vielen Kindern und Jugendlichen zu kurz.
Dabei ist das immens wichtig:
Im Spiel mit anderen lernen Kinder, sich kompetent zu bewegen, sie lernen, soziale Kontakte zu knüpfen, sich in größeren Gruppen zu verhalten, sich durchzusetzen und Regeln einzuhalten.
Beim Spiel im Wohnumfeld lernen sie, selbstständig zu sein, sich und ihre Umwelt zu organisieren. Im Spiel lernen die Kinder freiwillig und mit Spaß, über Versuch und Irrtum, ohne Versagensängste. Sie stellen sich ihre Fragen selbst und finden dazu die Antworten. Dafür brauchen Kinder Pausen im durchgetakteten Alltag ebenso wie Ermunterung und Motivation.
Insbesondere der städtische Raum hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen verändert. Das selbstständige Erkunden der häuslichen Umgebung oder ein gefahrloses Spielen auf Straßen, Gehwegen und Plätzen ist zunehmend schwieriger geworden. Natürliche oder gestaltbare Freiflächen sind rar oder weit entfernt.
Daher ist für viele Kinder an die Stelle der bewegungsreichen Aktivitäten im Wohnumfeld oftmals das Spielen im Kinderzimmer oder die Beschäftigung mit dem Computer getreten. Selbst das Spielen im Freien unterliegt viel zu häufig festen Verabredungen und Regeln, sei es über den Sportverein oder über von den Eltern organisierte Treffen auf dem Spielplatz.
Betrachtet man den Freiraum, der Kinder heute für Spiel und Bewegung zur Verfügung steht, dann stellen wir fest, dass die meisten Kinder diesen nur noch im pädagogischen Rahmen von Bildungseinrichtungen erfahren. In diesem Zusammenhang ist zu sehen, dass der Aktionsradius von Kindern heute geringer ist als früher.
Zunehmend sind im öffentlichen Raum immer weniger Kinder anzutreffen, die Straße als Spielraum und Ort für spontane Begegnungen ist nahezu vollständig verloren gegangen. Hier sollte ein Umdenken stattfinden: Lasst uns die Rahmenbedingungen, unter denen Kinder aufwachsen, so verändern, dass Kinder wieder mehr Zeit haben: für sich und fürs Spielen und so für ein gesünderes Aufwachsen in unserer Gesellschaft.