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Meine Familie

Unser Familienalltag: Zwischen Karriere, Kindererziehung und Zeit für sich als Paar!

Fotos: Isabell Kessler

Wie wahrscheinlich alle Eltern probieren wir den Bedurfnissen beider Kinder gerecht zu werden.

Marie Nasemann (Schauspielerin, Fair-Fashion Aktivistin und Content Creatorin/Podcasterin) und Sebastian Tigges (Podcaster und Content Creator) meistern den Balanceakt zwischen Karriere und Familienleben mit viel Organisation und gegenseitiger Unterstützung. In ihrem Alltag legen sie Wert darauf, gemeinsame Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und gleichzeitig Raum für berufliche und persönliche Entfaltung zu schaffen. Im Interview sprechen sie über die Herausforderungen, die diese Balance mit sich bringt, und wie sie als Paar und Familie damit umgehen.

Wie sieht ein typischer Tag bei euch zuhause aus?

Sebastian: Wir stehen morgens alle zusammen auf, wobei ich oft schon etwas früher wach bin und dann noch etwas joggen gehe. Gegen 7 Uhr wecke ich dann meist Marie und die Kids und dann wird noch eine Runde mit den Kids im Bett gekuschelt, damit sie gut in den Tag starten. Danach dann Frühstück, anziehen, fertig machen. Ich bringe dann die Kids mit dem Lastenrad in die Kita und Marie beseitigt zuhause das Frühstückschaos und kann in Ruhe einen Kaffee trinken.

@marienasemann
@tigges

Ab 9 Uhr stehen bei uns beiden alle möglichen Termine auf dem Zettel: Calls, Meetings, Brainstormings, Interviews, das Produzieren von Instagram- oder Podcastcontent. Um 16 Uhr holt dann jeweils abwechselnd eine:r von uns die Kinder wieder aus der Kita ab. Hier probieren wir beide zumindest eine gewisse Zeit mit den Kindern zu haben, ohne parallel etwas anderes machen zu müssen. Wir lesen ein Buch vor oder gehen mit den Kids auf den Spielplatz. Dann stehen tägliche Haushaltstätigkeiten auf dem Zettel: Waschen, Einkaufen, Aufräumen und Abendessen zubereiten. Spätestens zum Abendessen treffen wir uns meistens alle wieder zuhause, wobei eine:r von uns ab und zu auch Abendpläne hat und raus geht, oft auch beruflich. Je nachdem, ob die Kids einen Mittagsschlaf in der Kita hatten, bringt entweder eine:r die Kids ins Bett und wir haben dann noch Zeit als Paar, oder wir gehen früh und zusammen mit den Kindern schlafen, was auch ganz praktisch ist, damit man mal richtig früh ins Bett kommt.

Wie teilt ihr euch die Verantwortung für die Kindererziehung und den Haushalt?

Marie: Wir teilen die mentalen Verantwortungsbereiche und die Aufgaben im Haushalt 50/50 auf. Und gucken auch, dass die Zeit, die wir uns um die Kinder kümmern, ausgeglichen ist. Wenn eine:r von uns lange Drehtage oder Termine in einer anderen Stadt hat, übernimmt der/die andere natürlich mehr Care-Arbeit.

Sebastian: Wir schauen auch, dass wir beide im Laufe eines Jahres die Möglichkeit haben, berufliche, aber auch private Allein-Reisen zu machen. Wo es geht, probieren wir uns gegenseitig zu ermöglichen, dass es auch mal Tage gibt, an denen wir keine Verantwortung für Kinder und Haushalt haben.

Wie schafft ihr den Spagat zwischen euren Karrieren und dem Familienleben?

Marie: Es geht nur mit ganz konsequenter Terminplanung und Kalenderführung. Wenn es eine:r von uns versäumt, Termine in unseren gemeinsamen Kalender einzutragen, fliegt uns alles um die Ohren.

Wir versuchen zudem, konsequenter zu priorisieren und zu schauen, was wirklich relevant ist beruflich, und was vielleicht auch mal abgesagt bzw. aufgegeben werden darf. Zudem haben uns insbesondere auch unsere Therapien dabei geholfen, besser auf uns selbst aufpassen zu können.

Welche Herausforderungen begegnen euch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Sebastian: Eine tägliche Herausforderung ist für mich der Wechsel zwischen Beruflichem und der Familie. Nach der Abgabe der Kids in der Kita direkt in den ersten Call einwählen oder vom letzten Termin zur Kita hetzen – das versuchen wir zu vermeiden, soweit möglich. Zumindest für einen kurzen Moment der Achtsamkeit, z. B. in Form einer kurzen Meditation oder auch nur eines fünfMinuten-Spaziergangs dazwischen ist bestenfalls zeitlich machbar, um in “den anderen Modus” zu kommen.

Marie: Am Nachmittag müssen wir uns beide disziplinieren, nicht doch noch schnell parallel zu den Kindern ein paar E-Mails zu beantworten oder noch schnell etwas bei Instagram hochzuladen. Manchmal geht es nicht anders und das ist auch ok. Aber wir beide wollen bei den Kindern eigentlich auch wirklich gerne präsent sein und nicht zwei “Zombies”, die nur auf ihre Handys gucken.

Wie geht ihr mit den unterschiedlichen Bedürfnissen und Persönlichkeiten eurer Kinder um?

Marie: Wie wahrscheinlich alle Eltern probieren wir den Bedürfnissen beider Kinder gerecht zu werden. Aber manchmal ist es dann doch so: Das Kind mit dem stärkeren Willen (und der lauteren Stimme) setzt sich durch. Und manchmal ist man zu müde oder erschöpft, dass alles 100% gerecht zugeht.

Sebastian: Stimmt. Aber wir nehmen schon Rücksicht. Wenn einem Kind zum Beispiel die Musik gerade zu laut oder irgendwie unangenehm ist, machen wir sie aus. Auch wenn alle anderen gerade Lust auf Musik hätten. Alle Gefühle sind bei uns erlaubt und wir versuchen, die Kinder bestmöglich in ihren Gefühlen zu begleiten. Aber auch unsere Gefühle sind legitim und wenn wir mal sauer und laut werden, machen wir uns danach (nicht mehr!) dafür fertig.

Marie: Wir sind eine laute, emotionale Familie. Alle vier. Und es ist schön, das einfach so anzunehmen.

Wie findet ihr Zeit füreinander als Paar neben den Anforderungen des Familienlebens?

Sebastian: Wir probieren einigermaßen regelmäßig DateNights zu machen und lieben es auch mit Freund:innen essen oder tanzen zu gehen. Wir haben keine Großeltern in Berlin, aber sind umso froher, tolle Babysitterinnen in unserem Leben zuhaben, auf die wir zählen können.

Ein-zweimal im Jahr helfen aber auch die Großeltern aus und wir können ein paar Tage einfach nur Paar sein. Wir fahren dann zum Beispiel zu einem Festival und schlafen in einem Camper Van. Diese Tage fernab von all der Verantwortung, sowohl beruflich als auch familiär, geben uns als Paar unglaublich viel und wir zehren meistens noch Wochen, wenn nicht sogar Monate davon.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft als Familie?

Marie: Wir wollen das bayerische Landleben ausprobieren. Seit die Kinder auf der Welt sind, merken wir, wie sehr uns Ruhe und Natur in der Großstadt fehlen. Ich glaube, wir haben alle vier die Sehnsucht, gemeinsam noch mehr zur Ruhe zu kommen und einfach die kleinen, schönen Momente als Familie zu schätzen. Aber ob wir zwei Paradiesvögel, die wir mit unseren Berufen dann halt doch sind, im kleinen bayerischen Örtchen richtig glücklich werden, können wir gerade noch nicht absehen.

Sebastian, Du hast dich ganz bewusst dafür entschieden, eine längere Elternzeit zu nehmen. Was war dein Antrieb dafür, und war die Zeit dann so, wie du sie dir vorgestellt hast?

Mein Antrieb war vor allem, dass ich versuchen wollte und will, ein präsenter Vater zu sein. Dadurch, dass Marie und ich zum damaligen Zeitpunkt in etwa gleich viel Einkommen hatten, waren wir in der Lage, uns das ganz frei zu überlegen, was am sinnvollsten ist. Da Marie völlig frei arbeitete und ich einen Büro-Job mit festen Arbeitszeiten hatte, war es bei unserem ersten Kind eine recht rationale Entscheidung, dass ich viel mehr Elternzeit nehme. Das hindert ja viele Paare von Anfang an daran, aus tradierten Rollenverteilungen auszubrechen: die Tatsache, dass der Mann häufig mehr verdient. Bei uns war das nicht der Fall, insofern war es auch kein heroischer Akt von mir, sondern ein Privileg. Die Zeit hat mir auch viel abverlangt, eine solche körperliche und mentale Herausforderung hatte ich nicht kommen sehen. Und gleichzeitig bin ich heute sehr dankbar, dass ich dieses erste Jahr so nah mit unserem Sohn verbringen durfte.

Sebastian, Du gehst sehr offen damit um, dass du mit Depressionen zu kämpfen hast und besonders deine Rolle als Familienvater eine große Rolle dabei gespielt hat, dir professionelle Hilfe zu suchen. Kannst du uns dazu etwas mehr erzählen?

Ich habe erst durch Psychotherapie in den letzten Jahren herausfinden dürfen, dass ich die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens unter mehr oder weniger starken depressiven Phasen gelitten habe. Mir war es jedoch mit zum Teil zweifelhaften Strategien gelungen, damit zu leben.

Diese Strategien griffen jedoch nicht mehr, als ich Vater und damit auf einer ganz neuen Ebene gefordert wurde. Was vorher ein sehr wackeliges Konstrukt war, ist so zusammengestürzt. Ich hatte schließlich kaum noch eine andere Wahl, als mir Hilfe zu suchen, und ich bin sehr froh, dass ich recht schnell einen Therapieplatz bekommen habe und später auch vier Monate in einer Tagesklinik verbringen konnte. Vielen bleibt dieser Zugang leider verwehrt, was in meinen Augen ein Skandal ist, der dringend mehr politischer Aufmerksamkeit bedarf.

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