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Familienleben

Die Erstickungsgefahr im Kindesalter

FOTO: RossHelen via Shutterstock.com

Die große Sorge vieler Eltern und betreuender Personen.

Juliane Kux

Examinierte Krankenschwester, Dozentin für Kindernotfallmedizin sowie Gründerin von Lütt & Safe, Kindernotfallkurse.

In unseren Workshops erfahren wir immer wieder die Sorgen und Ängste der Eltern, Großeltern und auch Fachpersonen. Dabei steht das Thema des verschluckten oder eingeatmeten Fremdkörpers häufig an erster Stelle. Besonders beim Start zur Beikost, wenn das Kind von der flüssigen zur festen Nahrung übergeht, ist es für viele eine wichtige Thematik.

Dieser Gedanke ist nicht ganz abwegig, da die noch schmalen Atemwege der Kleinsten sowie die noch höher sitzende Engstelle im Bereich des Kehlkopfes und die proportional große Zunge zum kleinen Mundraum eine große Rolle spielen.

Kinder stecken besonders in der sogenannten „oralen Phase“ alles in den Mund. Dies ist eine physiologische Entwicklungsphase, da mit den Lippen, der Zunge und dem kompletten Mundbereich die Oberflächenstrukturen erkundet werden.

Zum einen kann ein Gegenstand heruntergeschluckt werden, welcher dann also über den physiologischen Weg Richtung Magen-Darm-Trakt befördert wird. Zum anderen kann es aber auch dazu kommen, dass z.B. ein Nahrungsmittel oder kleinteiliges Spielzeug die Atemwege blockiert, sodass es zu einer Atemwegsverlegung kommt.

Wird ein Gegenstand heruntergeschluckt, kann sich der Körper in den meisten Fällen selbst helfen und dieser wird über den natürlichen Weg wieder ausgeschieden.

In solch einem Fall sollte darauf geachtet werden, ob der Fremdkörper gesundheitsschädigend, im Sinne von giftig, oder aber anderweitig gefährlich wie scharfkantig oder sehr groß ist. Kann diese Gefahr ausgeschlossen werden und das Kind weist keine weiteren Symptome auf, ist die Kontrolle der nächsten stuhlgefüllten Windeln eine wichtige Maßnahme, um das Objekt zu bergen.

Sprechen wir von der Notfallsituation, bei welcher die Atmung eingeschränkt oder gar komplett beeinträchtigt ist, sollte schnellstmöglich gehandelt werden.

PRÄVENTION

• Kleinteiliges Spielzeug/kleinteilige Gegenstände außer Reichweite von Säuglingen/Kleinkindern.
• Altersgerechtes und siegelgeprüftes Spielzeug verwenden.
• Keine Schüsseln mit Nüssen, offene Werkzeugkisten mit Schrauben, Fernbedienungen mit Knopfzellbatterien etc. in der Reichweite des Kindes unbeaufsichtigt lassen.
• Nahrungsaufnahme von fester Kost im aufrechten Sitz und nicht, während das Kind mobil ist.
• Bei einer Autofahrt/Fahrradfahrt zum Essen anhalten und eine Pause einlegen.
• Nahrungsmittel wie Möhren, Apfel o.Ä. vorkochen/vorgaren, sollten noch keine Backenzähne vorhanden sein bzw. das Kind dafür noch nicht bereit sein (Beikostreifezeichen).
• Auf Laschen von Taschentuchpackungen, herumliegende Luftballonfetzen und andere Folien achten und darauf, dass diese nicht in Kinderhände gelangen.
• Giftige und gesundheitsschädliche Dinge wie Hausputzmittel etc. in Oberschränken lagern oder die Schranktür mit einer guten Sicherung versehen.
• Die Notfallhandgriffe in einem Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder erlernen.

Kommt es z.B. beim Essen oder Füttern zu einer drohenden Erstickungssituation, kann dieses verständlicherweise sehr erschreckend auf die Eltern wirken. Dennoch ist es immens wichtig, die Ruhe zu bewahren, um das Kind nicht noch weiter in Panik zu versetzen. Zudem ist es hilfreich, auf die körpereigenen Schutzmechanismen, wie den Zungenstoß-, den Würg- und Hustenreflex, zu achten. Diese werden reflektorisch vom Körper aktiviert, um das Kind davor zu schützen, dass ein Fremdkörper tiefer in die Atemwege gelangt, und zeigen zusätzlich, ob das Kind für dieses Nahrungsmittel bereit ist.

Kann der Körper diese Schutzmechanismen noch aktivieren, kann das Kind dabei unterstützt werden, indem es in einer aufrechten Körperposition zum Husten aufgefordert wird. Dabei ist ein fester Untergrund unter den Füßen, wie z.B. ein Brettchen am Kinderhochstuhl, von Vorteil, da die Atemhilfsmuskulatur kräftiger eingesetzt werden kann. Getränke sollten erst angeboten werden, wenn die Gefahr gebannt ist.

In den meisten Fällen löst sich die Situation von selbst und der quersitzende Fremdkörper wird mit einem Hustenstoß herauskatapultiert.

Dringend abzuraten ist es, dem Kind mit dem Finger in den Mund zu greifen. Die Gefahr, dass der Gegenstand weiter nach hinten, also Richtung Atemwege, gelangt, ist zu groß.

Erst wenn die körpereigenen Schutzmechanismen nicht mehr aktiviert werden können, das heißt, der effektive Hustenreiz bleibt aus, die Gesichtsfarbe verändert sich und das Kind bekommt keinen Ton mehr heraus, sollten Notfallhandgriffe angewendet werden.

Diese altersspezifischen Maßnahmen, wie z.B. im Säuglingsalter der Schulterschlag im Wechsel mit der Brustkompression, können in unseren Erste-Hilfe-am-Kind-Kursen an Simulationspuppen praktisch geübt bzw. in einem Onlinekurs demonstriert werden. Auch das Absetzen des Notrufs, welcher in solch einer Situation ausgeführt werden sollte, wird ausführlich besprochen.

Als Mutter und aufgrund meiner Erfahrung als Krankenschwester und Dozentin kann ich vergewissern, dass es beruhigend ist, wenn man in einer Notfallsituation rasch zu handeln weiß.

So kann man die kompetenten Kinder mit einem guten Gefühl bestärken, begleiten und sie ausprobieren lassen. Dies ist eine schöne Möglichkeit, um das Selbstwertgefühl der Kinder zu fördern.

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