Im Gespräch mit Dr. Frank Jochum über Stillzeit, ausgewogene Ernährung im Alltag und Tipps bei “schwierigen Essern”.
Dr. Frank Jochum
Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
Ein gesunder Start ins Leben hängt in vielerlei Hinsicht auch von der Ernährung ab, oder?
Ja, und gute Ernährung will gelernt sein! Tatsächlich von Anfang an. Gerade in den ersten Lebensmonaten bekommt das Baby beim Füttern nicht nur Nahrung, sondern auch Zuwendung und Nähe, ob mit dem Stillen oder der Flaschennahrung. Für gesunde Säuglinge ist Muttermilch in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten die optimale Ernährung, ohne dass etwas zusätzlich benötigt wird. Aber selbst kürzeres Stillen oder teilweises Stillen mit Zufütterung ist sinnvoll.
Sollte die Mutter in der Stillzeit auf bestimmte Lebensmittel verzichten?
Nur dann, wenn der Kinder- und Jugendarzt dies ausdrücklich empfiehlt! Sicher ist aber, dass stillende Frauen wie zuvor in der Schwangerschaft Alkohol sowie aktives wie passives Rauchen meiden sollten. Wer sich vegan ernährt, sollte sich bereits in der Schwangerschaft beraten lassen.
Wann ist es denn Zeit für den ersten Brei?
Nicht vor Beginn des fünften, nicht später als zum Beginn des siebten Lebensmonats. Als erste Beikost eignet sich besonders gut ein Brei aus Gemüse, Kartoffeln und Fleisch, der dem Kind gut verfügbares Eisen und Zink liefert. Dann kommen Breie aus Getreide, Milch und Obst hinzu. Allmählich gewöhnt sich Ihr Baby an die Vielfalt von Nahrungsmitteln und wird so ganz entspannt auf den Übergang zur Familienkost mit etwa einem Jahr vorbereitet.
Was gehört täglich in jeden Kindermagen – und was nicht?
Das hängt vom Alter ab. Zu Beginn sollte auf Salz und Zucker verzichtet werden, das ist nicht nötig. Dass täglich Obst und Gemüse verzehrt werden sollten, wissen wir doch alle. Ganz wesentlich scheinen mir die Getränke: Kinder kommen mit Wasser und ungesüßten Tees sehr gut zurecht – Softdrinks und Säfte sollten sicher nicht täglich getrunken werden. Wer sein Kind vegan oder vegetarisch ernähren will, sollte sich in der Kinderarztpraxis beraten lassen.
Job und Familie zu vereinbaren, ist für viele nicht immer einfach. Sich dann auch noch über ein gesundes Abendessen Gedanken zu machen, ist dann manchmal zu viel.
Und das ist auch in Ordnung. Es darf doch auch mal etwas Schnelles sein. Aber vielleicht behilft man sich, indem zum Beispiel ein Eintopf, der allen schmeckt, auf Vorrat gekocht und tiefgefroren wird oder indem man von der leckeren Tomatensoße gleich eine Riesenportion kocht und in Gläsern bereithält.
Und haben Sie noch einen Tipp für das Leben mit Kindern, die „schwierige Esser“ sind, zum Beispiel über Monate nur Nudeln und Weißbrot wollen?
Bleiben Sie dran, bieten Sie immer wieder frische und vollwertige Lebensmittel an, im Wortsinne „buntes“ Essen. Beziehen Sie Ihr Kind ein in die Zubereitung der Mahlzeiten. Gesunde und gute Ernährung will gelernt sein. Gehen Sie gemeinsam einkaufen, lassen Sie auch mal Ihr Kind Lebensmittel oder ein altersgerechtes Rezept aussuchen und vorbereiten. Es bringt Spaß, gemeinsam zu kochen und zu essen – und zusammen auch einmal etwas Neues und Ungewohntes auf den Tisch zu bringen!